Die vom Chaos Computer Club (CCC) aufgedeckten Sicherheitslücken in der elektronischen Patientenakte (ePA) haben erhebliche Schwächen im System aufgezeigt. Angesichts der Tatsache, dass Millionen sensibler Gesundheitsdaten betroffen sind, ist eine umfassende Überarbeitung erforderlich, um das Vertrauen in die digitale Gesundheitsinfrastruktur zu stärken. Ein nachhaltiger Fix muss sowohl technische Schwachstellen beheben als auch Prozesse und Strukturen optimieren.
Ein wesentlicher Punkt betrifft die unsicheren Verfahren zur Ausgabe von Gesundheitskarten. Um Missbrauch zu verhindern, sollten strengere Identitätsnachweise eingeführt werden. Eine biometrische Authentifizierung sowie 2FA könnte sicherstellen, dass Karten nur von autorisierten Personen genutzt werden. Ergänzend dazu wäre eine regelmäßige Überprüfung der Sicherheitsrichtlinien nötig, um mögliche Lücken frühzeitig zu schließen.
Moderne Verschlüsselungsmechanismen sind essenziell, um die Kommunikation und Speicherung sensibler Daten zu schützen. Hierzu sollte die ePA auf aktuelle Standards wie die Post-Quantum-Kryptografie setzen. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für alle Datenströme und regelmäßige Sicherheitsupdates würden das Risiko eines Datenlecks weiter minimieren.
Der unberechtigte Zugriff auf Patientendaten ist eine der gravierendsten Schwachstellen des Systems. Multifaktor-Authentifizierung sollte verpflichtend für alle Zugriffe sein. Zusätzlich könnten temporäre, dynamische Schlüssel und eine detaillierte Protokollierung der Zugriffe eingeführt werden. Auffällige Aktivitäten sollten automatisch erkannt und den Betroffenen gemeldet werden.
Eine zentrale Speicherung der Patientendaten macht das System zu einem attraktiven Ziel für Angreifer. Eine dezentrale Speicherung, etwa auf Basis von Blockchain-Technologie, könnte das Risiko erheblich senken. Daten würden dabei verschlüsselt und auf mehrere unabhängige Knoten verteilt, was Angriffe auf eine zentrale Instanz unmöglich macht. Die Verschlüsselten Daten würden dann von den dezentralen Knoten einzelnd abgerufen und erst auf dem Client zu sinnvollen Daten zusammengeführt und danach entschlüsselt werden.
Ein Kritikpunkt des CCC ist die mangelnde Transparenz bei der Entwicklung und Prüfung der ePA. Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen durch unabhängige Dritte und die Veröffentlichung der Ergebnisse könnten hier Abhilfe schaffen. Zusätzlich könnte ein „Bug-Bounty-Programm“ etabliert werden, das Sicherheitsforscher für das Aufdecken von Schwachstellen belohnt.
Patienten sollten mehr Kontrolle über ihre eigenen Daten erhalten. Eine granulare Zugriffssteuerung würde es ihnen ermöglichen, festzulegen, wer auf welche Daten zugreifen darf. Intuitive Benutzeroberflächen könnten dabei helfen, Zugriffsrechte einfach und effektiv zu verwalten. Für den Ernstfall sollte eine sofortige Sperrung der eigenen Daten möglich sein.
Menschliche Fehler sind oft der schwächste Punkt in einem Sicherheitssystem. Daher ist es wichtig, medizinisches Personal im sicheren Umgang mit Heilberufsausweisen und ePA-Zugängen zu schulen. Auch Patienten sollten über Sicherheitsrisiken und mögliche Schutzmaßnahmen aufgeklärt werden, um einen bewussteren Umgang mit ihren Daten zu fördern.
Die Sicherheitsprobleme der ePA können nicht durch einfache Einzelmaßnahmen gelöst werden. Es bedarf eines ganzheitlichen Ansatzes, der sowohl technische als auch organisatorische Schwächen adressiert. Die Zusammenarbeit mit unabhängigen Sicherheitsforschern, medizinischen Fachkräften und Patienten ist unerlässlich, um ein vertrauenswürdiges und robustes System zu schaffen. Nur durch konsequente Verbesserungen kann die ePA ihrem Anspruch gerecht werden, eine sichere und effiziente Lösung für das digitale Gesundheitswesen zu sein.